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Eintrag vom 07.03.2022

Mitgliederportrait Walcher & Rees

Heidenheim an der Brenz. In den Hallen der Druckerei Walcher & Rees werden riesige Mengen bewegt. 16 Milliarden Etiketten jährlich, was etwa der fünffachen Fläche des Frankfurter Flughafens entspricht. Dafür werden 40.000 Druckplatten und 11.000 Tonnen Druckbögen verbraucht. Automatisierung ist ein großes Thema. Hier vertraut man bei Produktion und Software auf Roboter und Inhouse-Lösungen.

Christoph Metzdorf & Peter Frank Kaufmännische und technische Leitung, Prokura Ferdinand Walcher & C. F. Rees GmbH

Fachkräftemangel

Die Umzäunung des Firmengeländes nutzt ­Walcher & Rees für freundliche Kontaktaufnahme. „Wir suchen dich ..." heißt es auf kaum zu übersehenden Plakaten entlang der Straße.

Personal ist umkämpft am Standort in Heidenheim an der Brenz, nicht weit von Aalen und Ulm entfernt. „Wir sind zwar in einer ländlichen Region angesiedelt, aber hier haben sich etliche namhafte Unternehmen niedergelassen", sagt Peter Frank, Prokurist und Technischer Leiter, mit Verweis auf Firmen wie Amazon, Bosch, Voith, Zeiss. Hinzu kommt, dass Großbetriebe aus der Industrie oft mit höheren Gehältern locken. Obwohl man bei Walcher & Rees gut verdiene, „wird es für uns dann schwierig, im Wettbewerb mitzuhalten".

Saisongeschäft

Die Druckerei mit derzeit rund 170 Mitarbeitern hat die Folgen der Corona-Krise ordentlich gemeistert.

Nach Ausbruch der Pandemie verflog die anfängliche Ungewissheit bald, weil sich Sondereffekte einstellten: Bierbrauereien zum Beispiel, die zum Kundenstamm von Walcher & Rees zählen, stellten von Fass- auf Flaschenbier um und benötigten deshalb deutlich mehr Etiketten.

Normalerweise läuft das Geschäft in anderen Zyklen. „Mit vielen Kunden haben wir Jahreskontrakte geschlossen. Dadurch ist rund die Hälfte unseres Geschäfts in der Regel planbar, aber ein wesentlicher Teil ist vom Wetter abhängig", berichtet Christoph Metzdorf, ebenfalls Prokurist und zuständig für die kaufmännische Seite. Vom Wetter? Der Spezialist für Etiketten und Banderolen beliefert zahlreiche Unternehmen der Lebensmittel- und Getränkeindustrie. Da wird nicht auf Vorrat bestellt, sondern dann, wenn's gebraucht wird. Und je nach Witterung schwankt die Nachfrage nach Bier, Mineralwasser, Schokolade.

Firmenverbund

Rund 200 relevante Kunden zählt Walcher & Rees, wobei kein einzelner Auftraggeber mehr als 10 Prozent zum Umsatz beisteuert.

„Das ist ein gesunder Mix, auch weil wir dadurch größere Abhängigkeiten vermeiden", führt Metzdorf aus. Seit 2016 gehört Walcher & Rees zur Brinkhege-Gruppe, unter deren Dach weitere Etikettendrucker wie Engelhardt in Nördlingen, Töpfer in Kulmbach, Goelz-Druck in Mengen und Sauter Druck in Leutkirch beheimatet sind. „Durch den Verbund können wir Schwankungen flexibler untereinander ausgleichen", erläutert Metzdorf.

Automatisierung

Weit vorne ist das 1849 gegründete Unternehmen in Sachen Automatisierung. „Wir sind weltweit die vielleicht modernste Druckerei für Nassleimetiketten", sagt Frank. Rund zehn Millionen Euro wurden in den vergangenen fünf Jahre überwiegend in die Weiterverarbeitung investiert. Hier sieht der Technikchef hohes Potenzial, um Abläufe weiter zu automatisieren.

Was Arbeitskräfte oft noch händisch verrichten, soll bald durch den Kollegen Roboter erledigt werden. Dass dadurch Personalkapazitäten frei werden, daraus machen die Prokuristen kein Geheimnis: „Wir können uns vorstellen durch zusätzliche Investitionen die Produktionskapazität weiter auszubauen und eventuelle Fluktuation des Personals nicht durch weitere Einstellungen auszugleichen", erklärt Metzdorf.

Fünf Roboter sind derzeit im Einsatz, den Anfang machte der 2017 eingeführte Packroboter.

Wo früher zwei Personen pro Schicht arbeiteten, reicht heute eine. Unterm Strich gehe es aber nicht nur darum zu sparen, sondern „moderne, gut bezahlte und gesündere Arbeitsplätze zu schaffen", macht Frank deutlich.

Automatisierung findet bei Walcher & Rees nicht nur in der Produktion statt, sondern zieht sich durch das gesamte Unternehmen. „Das ist ein ständiger Prozess, mit dem wir vor etwa 15 Jahren begonnen haben", sagt der Technische Leiter. Kern des Ganzen ist das ERP-System, worüber sämtliche Ressourcen geplant und gesteuert werden. „Wir haben das alles selbst entwickelt und die Zahl unserer Programmierer auf inzwischen fünf ausgebaut", erläutert Peter Frank mit hörbarem Stolz in der Stimme. Eine absolut richtige und wirtschaftlich sinnvolle Entscheidung, denn „so kommen wir schnell und bedarfsgerecht zu Lösungen".

Mit Software aus eigener Herstellung will Walcher & Rees auch Vertrieb und Kundenbindung unterstützen.

„Zukünftig sollen externe Aufträge automatisiert über unseren Webshop eingehen.", erläutert Metzdorf.

www.walcher-etiketten.de